Würzburg/Münsterschwarzach (POW) Vor zwanzig Jahren haben die sieben bayerischen Bistümer in einer konzertierten Aktion diözesane Umweltbeauftragte ernannt. Im Bistum Würzburg war Forstdirektor i. R. Josef Hirschmann zum 1. Juli 1986 zum Umweltbeauftragten bestellt worden. Am Montag, 10., und Dienstag, 11. Juli, tagen die bayerischen Umweltbeauftragten aus diesem Anlass in der Katholischen Landvolkshochschule „Klaus von Flüe“ in Münsterschwarzach.
Hirschmann, seit 1984 Vorsitzender des Sachausschusses „Mensch und Umwelt“ im Diözesanrat der Katholiken, war über vier Jahre lang ehrenamtlich tätig. Umweltpolitisch waren es turbulente Jahre, beherrscht von hitzigen Debatten um das Waldsterben und – gerade nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl – um die Kernenergie. Zur Frage, ob deren zivile Nutzung ethisch vertretbar sei, nahmen die kirchlichen Umweltbeauftragten differenziert Stellung. In die heiße Phase des anstehenden Volksentscheids „Das bessere Müllkonzept“ fiel zum 1. Dezember 1990 die Berufung des Pastoralreferenten und Volkswirts Edmund Gumpert zum hauptamtlichen Umweltbeauftragten. Seitdem konnte die Präsenz des Bistums Würzburg auf den Feldern Umweltbildung, Umweltberatung, Umweltmanagement, Agenda21-Arbeit systematisch ausgeweitet werden, die Kooperation mit Verbänden, Parteien, Behörden und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern wurde noch verstärkt.
In Tagungen und Vorträgen vor Ort wurden Themen der Schöpfungstheologie, Schöpfungsethik und Schöpfungsspiritualität entfaltet – in enger Zusammenarbeit mit Dr. Michael Rosenberger, heute Professor für Moraltheologie in Linz. Mit der staatlich anerkannten Umweltstation KjG-Haus Schonungen und dem Schullandheim Thüringer Hütte gibt es zwei profilierte Umwelt-Lernorte in kirchlicher Trägerschaft. Der kirchliche Umweltbeauftragte fördert die Zusammenarbeit aller Träger von Umweltbildung im „Forum Umweltbildung in Unterfranken“. Dessen jüngstes Ergebnis ist das Internetportal www.umweltbildung-unterfranken.de. Gumpert baute die kirchliche Umweltberatung auf und koordiniert den Einsatz von acht Mitarbeitern, die nach entsprechender Zusatzausbildung Gemeinden und Einrichtungen in umweltrelevanten Fragen beraten – etwa beim Einsparen von Energie und Kosten sowie beim Umstieg auf erneuerbarer Energien. Über dreißig Solaranlagen sind in den vergangenen Jahren auf kirchlichen Dächern errichtet worden. Bundesweit einzigartig und mustergültig ist, dass die Umweltberater mit bischöflicher Beauftragung ihren Dienst ausüben. Ergänzt wird die Beratung durch Schulung und Begleitung von Kirchenpflegern und anderen ehrenamtlichen Ansprechpartnern für Umweltfragen. Im „Projekt Sparflamme“ werden ab Herbst 2006 Gebäudeverantwortliche in der laufenden Kontrolle des Energieverbrauchs und dem Erkennen von Verbesserungsmöglichkeiten geschult.
Auch beim Aufbau des „kirchlichen Umweltmanagements“ zählten Einrichtungen im Bistum Würzburg zu den Pionieren. Angeregt und unterstützt durch den Umweltbeauftragten hat die Geschäftsstelle des Caritasverbands für die Diözese Würzburg als erste katholische Einrichtung in Deutschland ein „Integriertes Qualitäts- und Umweltmanagement“ aufgebaut und dieses 2003 zertifizieren lassen. Gumpert fungiert im Kreis der Umweltbeauftragten der deutschen Diözesen als Ansprechpartner für „Umweltmanagement“ und erstellt regelmäßig den „Infodienst Kirchliches Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement“. Er unterstützte als externer Fachmann das Weltjugendtagsbüro in Köln beim Aufbau des Umweltmanagements für den XX. Weltjugendtag – einer mit dem EU-EMAS-Award ausgezeichnete Pionierleistung bei der umweltschonenden Organisation von Großveranstaltungen.
Auf Initiative des Umweltbeauftragten organisierte im Herbst 1995 die Katholische Akademie Domschule die bundesweit erste Präsentationstagung zur Studie „Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung“. Gemeinsam mit dem Bund Naturschutz (Kreisgruppe Würzburg) und dem Förderkreis Umweltschutz in Unterfranken sorgt Gumpert seit acht Jahren für einen engen Informations- und Erfahrungsaustausch unter den unterfränkischen Agenda21-Akteuren.
Wie vielfältig das Engagement von Pfarrgemeinden und kirchlichen Einrichtungen zur „Bewahrung der Schöpfung“ ist, hat der „Lebensbaumpreis für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ eindrucksvoll dokumentiert, ein Wettbewerb des Diözesanrats der Katholiken. Im Zug des Pastoralen Gesprächs „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ war auch ein Beschluss zur „Bewahrung der Schöpfung“ entstanden. Die damaligen Empfehlungen seien zum größten Teil umgesetzt, bilanziert Gumpert.
Sprecher der Umweltbeauftragten der bayerischen Diözesen ist von Beginn an Gotthard Dobmeier (München). Unter seiner Führung gaben die Umweltbeauftragen eine Reihe von Arbeitshilfen heraus. Sie pflegen die ökumenische Zusammenarbeit: Mit dem Umweltpfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern organisieren sie jährlich ein dreitägiges „Umweltforum von Ordenschristen“. Seit einem Jahr leitet Gumpert zusammen mit dem evangelischen Umweltberater Siegfried Fuchs (Bad Neustadt) ein ökumenisches Modellprojekt zur „Nachhaltigen Verbraucher- und Umweltbildung“, das vom Bayerischen Umweltministerium gefördert wird.
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