Würzburg/Oberschwarzach (POW) „Der Pfarrer hat zwei Köchinnen, da genügt doch eine vollkommen für die Pfarrei. Wenn diese nicht genügt, dann gar keine. Außerdem verpachtet der Pfarrer Land. Solche Vorteile müssen ihm genommen werden. Ich bitte Sie, hier einmal anzupacken.“ Äußerungen über Pfarrer Georg Häfner, die in einem Gestapo-Bericht über ihn stehen; geschrieben in einem Brief der NSDAP-Ortsgruppe Bimbach an den Kreisleiter in Kitzingen im Jahr 1941. Die beglaubigte Kopie des gesamten Berichtes der Gestapo aus dem Staatsarchiv Würzburg und weitere Zeitzeugnisse über den künftigen Seligen Georg Häfner, beispielsweise Taufurkunde und Testament, sind im Diözesanarchiv gesammelt. „Viele Fotos und Urkunden haben wir von Privatleuten aus Häfners Umfeld bekommen“, sagt der Direktor des Diözesanarchivs Würzburg, Professor Dr. Johannes Merz.
Die Dokumente veranschaulichen Häfners Leben, angefangen bei seinem Taufeintrag: Joseph Simon Georg Häfner ist auf dem vergilbten Blatt zu lesen. Geboren am 19. Oktober 1900, getauft am 28. Oktober durch Domkaplan Johannes Klug. Darunter ist ein verschnörkeltes „h“ zu erkennen: ein Hinweis, dass Häfner nicht in einer Kirche, sondern zu Hause getauft wurde.
Zu den wichtigen Stationen aus Häfners Leben finden sich im Diözesanarchiv Bilddokumente: von seiner Erstkommunion, bei der er einen schwarzen Hut und eine weiße Fliege trägt, hin zu Bildern aus seiner Zeit als Ministrant und der späteren Primiz in der Kirche des Klosters Himmelspforten. „Die Barmherzigkeit des Herrn will ich in Ewigkeit besingen“: Der Psalmvers steht auf seinem Primizbildchen vom 21. April 1924, zusammen mit einer Mariendarstellung.
Ein großer Teil der Dokumente Häfners stammt aus der Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau. Zu sehen sind die offiziellen Fotos der Gestapo, auf denen zu erkennen ist, wie Häfner bei seiner Inhaftierung vermessen wurde. In Dachau lebte er im so genannten Priesterblock, zusammen mit Pater Sales Heß, dem es erlaubt war, im KZ zu fotografieren. Daher existiert ein Foto der Plantage, auf der Häfner arbeiten musste. Auch ein Foto des Fußes eines Gefangenen konnte Heß aufnehmen. Deutlich zu sehen ist eine mehrere Zentimeter große, eitrige Fleischwunde: eine Phlegmone, Folge von mangelnder Hygiene und Unterernährung. Es sind solche Aufnahmen, die den Schrecken der Gefangenschaft Häfners verdeutlichen.
„Jeder Schutzhaftgefangene darf im Monat zwei Briefe empfangen. Gestattet ist nur ein Briefbogen. Pakete dürfen nicht geschickt werden. Besuche von Gefangenen sind grundsätzlich nicht gestattet.“ So lautet die Vorgabe, die maschinell auf einem frankierten Briefumschlag steht, den Häfner aus dem KZ an den Würzburger Domkapitular Heinrich Leier schickte. Das Dokument ist ebenfalls als Reproduktion im Archiv zu sehen, genauso wie ein von Häfner beschriebener Briefbogen aus dem Jahr 1942. Er schreibt von einem „gesunden Appetit“, den er im Lager habe. „So konnte Häfner einer Zensur entgehen“, erklärt Merz. Der Satz meint aber, dass Häfner kaum zu essen bekam.
Auch Einblicke in Häfners Testament sind möglich. So schreibt er am 28. Juni 1941, dass er gern im Kirchhof seiner Pfarrei bestattet werden möchte und sich seinen Vater Valentin als Haupterben wünscht. 1000 Mark sieht Häfner für die Beerdigung vor, sie sollen aus seiner Lebensversicherung entnommen werden. Eine Quittung über 700 Sterbebildchen Häfners, die das Dekanat Gerolzhofen in Auftrag gab, liegt auch im Diözesanarchiv. Genauso wie ein Foto mit Häfners Verbrennungsmarke mit der Zahl 4950, anhand derer seine Asche identifiziert wurde.
Das Diözesanarchiv organisiert mit den Dokumenten Häfners eine Wanderausstellung durch das Bistum. Zum Auftakt geht es am 23. Januar nach Oberschwarzach, wo am selben Tag mit einem Pontifikalamt offiziell die nähere Vorbereitungszeit zur Seligsprechung beginnt. Ab März werden die Schauwände dann in verschiedenen Dekanaten zu sehen sein.