Würzburg (POW) Als Aufgabe aller Schulen hat die Landtagsabgeordnete Simone Tolle (Bündnis 90/Die Grünen) die Inklusion bezeichnet. Bei der Herbstvollversammlung des Diözesanfamilienrats des Familienbunds der Katholiken (FDK) im Bistum Würzburg im Jugendbegegnungshaus Windrad in Würzburg stand das Thema „Inklusion an Schulen“ ebenso im Mittelpunkt wie das zehnte Jubiläum der Internetplattform www.intakt.info. Das Informations- und Austauschportal für Familien mit behinderten Kindern hatte der Familienbund ins Leben gerufen. Mittlerweile hat es sich zu einer bayern- und deutschlandweiten Plattform entwickelt.
Zum Thema Inklusion an Schulen referierten Tolle aus Sicht des Bayerischen Landtags und Konrektorin Barbara Bartsch von der Grundschule Würzburg-Heuchelhof, die seit 2003 Kinder mit erhöhtem Förderbedarf in Regel- und Ganztagesklassen unterrichtet. Tolle stellte das Wahlrecht der Eltern für Inklusion deutlich in den Vordergrund. „Das Kind steht im Mittelpunkt der Schule, die sich nach seinen Bedürfnissen ausrichtet und nicht umgekehrt“, betonte Bartsch. Jeder Schüler bekomme die Unterstützung, die er oder sie brauche. Schon seit vielen Jahren habe sich die Grundschule Heuchelhof der Inklusion verschrieben, lange bevor die Diskussion überhaupt „modern“ wurde. Als ihr 2011 dann der Titel „Inklusive Schule“ verliehen wurde, habe sich an der Einstellung und am Umgang mit Schülern mit „besonderen Bedürfnissen“ („special needs“) nicht viel geändert, erklärte die Konrektorin. „Bei uns geht es darum, was die Schule für das Kind tun kann und nicht umgekehrt.“ Zusätzliche Lehrkräfte unterstützten den Lehrplan, Schulhelfer betreuten die Kinder während der Schulzeit in den Bereichen, wo das speziell nötig ist.
Im Rahmen des zehnten Jubiläums von www.intakt.info informierten Dr. Holger Preiß, ehemaliger Intakt-Referent des Familienbunds, und der derzeitige Intakt-Referent Volker Elsner die Delegierten über die Plattform, die heute für viele Eltern von Kindern mit Behinderung als Ratgeber und Forum unverzichtbar ist. Laut Elsner besteht sie aus einem Zwei-Säulen-Modell: dem Bereich Information und dem Bereich Austausch und Kontakt. Daher auch der Name Intakt, erklärte der Referent. Das Forum sei „ein Ort der Selbsthilfe im Netz“. Es helfe Eltern, sich auszutauschen und zu unterstützen, Fragen zu klären, Tipps zu geben oder einfach mal nur zuzuhören. „Eltern sind kompetente Experten“, erklärte Preiß. Der Hilfesuchende könne bei Intakt auf über 100 Fachartikel zu verschiedenen Themen im Bereich Behinderung zugreifen. Die Adressdatenbank verfüge inzwischen über rund 5000 Anlaufstellen in Bayern. Das soziale Netzwerk, das die Eltern über Intakt miteinander aufbauen, reiche weit über Bayern hinaus. Die Referenten nannten es eine Erfolgsgeschichte, zu der Hildegard Metzger, die „Mutter“ von Intakt, den Grundstein legte.
Mit großer Verärgerung reagierten die Delegierten auf die Aussagen des SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier zum Betreuungsgeld in einem Interview der Main-Post vom 12. November. „Wir sind uns sehr einig in unserem Ärger über unwissenschaftliche Verallgemeinerungen, unbewiesene Behauptungen und Unterstellungen. Wir fordern Sie dringend auf, zu fachlich sachlicher Kritik und zu fundierter Familienpolitik zurückzukehren“, betont FDK-Vorsitzender Michael Kroschewski in einem Schreiben an Steinmeier. Der Wortlaut des Briefs findet sich im Internet unter www.familienbund-wuerzburg.de.
Vorgestellt wurde bei der Vollversammlung Barbara Ruhsert, die seit 1. November 2011 das Team des Familienbunds im Bistum Würzburg verstärkt. Die 45-jährige Krankenschwester, Erzieherin und Sozialpädagogin ist dort schwerpunktmäßig zuständig für die Gesprächstrainingskurse EPL-Ein partnerschaftliches Lernprogramm und KEK-Konstruktive Ehe und Kommunikation. Außerdem ist sie verantwortlich für die Familienbildungswochenenden des FDK und die Tageskurse „Eltern- und Familienbildung am Wochenende“, die der Familienbund zusammen mit dem Diözesancaritasverband, Fachbereich katholische Kindertageseinrichtungen, anbietet. Zudem wird Ruhsert die Ehrenamtlichen des FDK voraussichtlich in den Bereichen Aschaffenburg und Kitzingen begleiten. Ruhsert ist verheiratet, hat vier Kinder und kommt aus Schwarzach-Gerlachshausen.
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