Würzburg (POW) Mit großen Erwartungen blicken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Goldenen Kinderdorfes in Würzburg auf ihren neuen Chef. Seit 1. März leitet der erfahrene 59-jährige Diplompädagoge Bernhard Bayer aus Saarbrücken das Haus. Bayer kann auf viele Jahrzehnte in der Jugendhilfe zurückblicken. Am Donnerstag, 3. März, stellte er sich in einer Gesamtkonferenz allen Beschäftigten des Goldenen Kinderdorfes vor.
Die Stellenausschreibung habe er im Internet gesehen, erzählte Bayer. Deutsche Zeitungen habe er an seinem letzten Arbeitsplatz im Kongo nicht bekommen. Nach dem Studium in Bamberg und 24 Jahren Arbeit in der Jugendhilfe in Saarbrücken, davon die letzten acht Jahre als Leiter des Theresienheims, einer großen Jugendhilfeeinrichtung, hätten er und seine Frau neue Herausforderungen gesucht. Als seine drei Kinder aus dem Haus waren, sei er mit seiner Frau im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes erst für einige Jahre nach Sierra Leone, dann in den südlichen Kongo gegangen. Nach acht Jahren „unterwegs sein“ freue er sich jetzt sehr darauf, wieder in einer Jugendhilfeeinrichtung in Deutschland zu arbeiten.
Bayer wurde herzlichst von seinen Interimsvorgänger Norbert Boos begrüßt. Boos, der das Kinderdorf von 1993 bis 2001 geleitet hatte, war im vergangenen Oktober noch einmal in einem „Noteinsatz“ an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Als der damalige Leiter des Kinderdorfes das Haus wegen eines Skandals verlassen musste, rief Pater Klemens Nodewald, Vorsitzender des Trägervereins „Kind und Familie e.V.“, Boos an und bat ihn, das Kinderdorf erneut kommissarisch zu leiten. Der 75-jährige Boos, der inzwischen den Ruhestand in seiner Heimatstadt Köln verbrachte, sagte binnen Stundenfrist zu und bezog mit seiner Frau eine Wohnung in der Nähe des Kinderdorfes. Er sei dazu „von oben geführt worden“, meinte Boos. „Und ich verabschiede mich jetzt in meinen zweiten Ruhestand“, sagte er unter großem Applaus aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderdorfes. Er sei nun froh, die Verantwortung an einen guten Nachfolger abgeben zu können. Bayer, der im Goldenen Kinderdorf für 36 Beschäftigte und 32 Kinder und Jugendliche verantwortlich ist, zollte Boos höchsten Respekt für die gut organisierte Arbeit der vergangenen fünf Monate. „Wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, kann der Segen von oben nicht ausbleiben“, sagte er zu seinen neuen Mitarbeitern.
Mit Boos verabschiedete sich auch Pater Nodewald, der den Trägerverein sechs Jahre geleitet hatte. Der 70-jährige Redemptorist übernimmt für seinen Orden neue Aufgabe in einem Jugendzentrum in Bottrop. Sein Nachfolger in Würzburg ist der 60-jährige Pater Ludger Wolfert. Der gebürtige Münsteraner hat die vergangenen 17 Jahre in Salzgitter mit Randgruppen der Gesellschaft gearbeitet. Dass ihn sein Orden vor einem Monat nach Würzburg geschickt und er die ehrenamtliche Vereinsleitung von „Kind und Familie e.V.“ von Nodewald übernommen hat, „ist eine Herausforderung für mich und hält jung“, meinte er.
Domkapitular Clemens Bieber, der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, dankte Boos für seine spontane Bereitschaft, die Einrichtung für einige Monate zu übernehmen. Und er dankte vor allem Nodewald für seine umsichtige Leitung des Vereins und rief noch einmal die Krise des vergangenen Jahres um den damaligen Leiter der Einrichtung in Erinnerung. Er dankte Nodewald für seine umsichtigen und doch schnellen Reaktionen in dieser Ausnahmesituation. „Sie haben damals mit großem Sachverstand und viel Herzblut gehandelt.“ Man fühle auch heute überall das Herzblut, das in dieser Einrichtung stecke, sagte Bieber. In Anerkennung seiner Verdienste um das Goldene Kinderdorf verlieh er Nodewald das Caritaskreuz in Gold.
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