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Offenheit hilft

Kirchliche und weltliche Hilfseinrichtungen rufen anlässlich des Suizidpräventionstags zur weiteren Enttabuisierung des Themas auf – Im Jahr 2010 in Unterfranken166 Suizide

Würzburg (POW) Eine weitere Enttabuisierung des Themas Suizid haben anlässlich des Welt-Suizid-Präventionstags am 10. September Krisendienst, Telefonseelsorge, Gesprächsladen, die Selbsthilfegruppe für hinterbliebene Angehörige AGUS sowie Vertreter der Migrationsberatungsdienste von Caritas und Paritätischem Wohlfahrtsverband gefordert. Der Aktionstag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Suizidprävention in multikulturellen Gesellschaften“. Ziel sei es, ein öffentliches Bewusstsein für das Thema zu schaffen und diesmal auch besonders die Menschen in den Blick zu nehmen, die aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds oder sprachlicher Barrieren schwerer Hilfe zum Überwinden ihrer Krisensituation finden, erklärten die Verantwortlichen bei einem Pressegespräch am Dienstag, 6. September, in Würzburg. „In einigen Kulturkreisen wird man wie ein Aussätziger behandelt, wenn man psychische Schwierigkeiten zugibt“, sagte Antonino Pecoraro von der Migrationserstberatung des Diözesan-Caritasverbands Würzburg.

„Wir stellen in unserer Arbeit fest, dass der Druck in der Arbeitswelt und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Menschen aller sozialen Schichten belasten. Besonders häufig äußern junge Erwachsene und Angehörige der Generation zwischen 50 und 60 Jahren Selbsttötungsgedanken“, betonte Sonja Liebig, stellvertretende Leiterin des Würzburger Krisendienstes. 95 Prozent der suizidgefährdeten Menschen sprächen vorher – zum Teil auch nur in Andeutungen – über die Absicht, sich das Leben zu nehmen. „Es ist wichtig, sie dann konkret darauf anzusprechen. Denn oftmals entsteht erst dadurch die Offenheit, das Problem anzugehen“, berichtete Martina Appel, Vorsitzende des Trägervereins von Telefonseelsorge und Krisendienst.

Bundesweit nehmen sich nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) jährlich rund 11.000 Menschen das Leben, die Dunkelziffer gilt als hoch. In Unterfranken begingen im Jahr 2010 166 Personen Suizid. Es könne niemand ausschließen, nicht selbst eines Tages Selbsttötungsgedanken zu entwickeln, betonte Liebig. Psychische Erkrankungen oder Suchtkrankheiten seien lediglich Risikofaktoren. Bei rund 20 Prozent der Menschen, die gegenüber der Telefonseelsorge davon sprechen, sich das Leben nehmen zu wollen, seien Beziehungsprobleme der Auslöser, berichtete Angelika Pfefferkorn von der Telefonseelsorge Würzburg.

Eng vernetzt arbeiten Krisendienst, Telefonseelsorge, die Selbsthilfegruppe AGUS (Angehörige und Suizid), der Gesprächsladen der Augustiner und andere kirchlichen Einrichtungen in Würzburg zusammen. Der Vorteil dieser Dienste gegenüber medizinischen Fachstellen: „Wir können sehr schnell Hilfe anbieten, während bei Psychotherapeuten zum Teil wochenlange Wartezeiten nötig sind“, erklärte Liebig. Wichtig sei auch die Betreuung der von einem Suizid Betroffenen, sagte Dietlind Marsch von der Selbsthilfegruppe AGUS. Im Durchschnitt sechs Personen würden nach dem Verlust eines Angehörigen durch Suizid selbst einen Todeswunsch äußern.

Krisendienst und AGUS informieren anlässlich des Welt-Suizid-Präventionstags am Freitag, 9., und Samstag, 10. September, ab 10 Uhr in der Stadtbücherei im Würzburger Falkenhaus, Marktplatz 9, über ihre Angebote. Am Samstag, 10. September, informieren von 12 bis 14 Uhr Mitarbeiter von Krisendienst, Telefonseelsorge, Gesprächsladen und AGUS vor dem Gesprächsladen am Würzburger Dominikanerplatz über Hilfsangebote für Menschen in der Krise. Unter dem Motto „Das geht uns alle an!“ wird um 15 Uhr im Augustinerkloster eine meditative Andacht für von Suizidalität Betroffene gehalten.

Der Krisendienst am Kardinal-Döpfner-Platz 1 in Würzburg ist telefonisch unter 0931/571717 kontaktierbar. Die Telefonseelsorge ist gebührenfrei rund um die Uhr unter 0800/1110111 oder 0800/1110222 zu erreichen. Der Gesprächsladen am Dominikanerplatz ist von Montag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr – mit Ausnahme des Mittwochnachmittags – geöffnet. Nähere Informationen zur AGUS im Internet unter www.agus-selbsthilfe.de.

(3611/0905; E-Mail voraus)

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