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Bolivienmissionare aus dem Bistum Würzburg (2)

„Es hat mich dann doch wieder gezwickt“

Pfarrer Thomas Hermes ist seit den 1990er Jahren immer wieder in Bolivien – Missionseinsatz zwischen extremer Kälte und tropischem Klima – Diebstahl im Jahr 2001 war prägendes Erlebnis

Santa Cruz de la Sierra/Karlstadt/Zell am Main (POW) Thomas Hermes ist ein großer Mann mit Brille. Bei der ersten Begegnung trägt er ein beiges Kurzarmhemd mit traditioneller Stickerei. Auf der Brusttasche steht „Santa Cruz“. Gemeint ist Santa Cruz de la Sierra. Das ist die größte Stadt Boliviens. Über 1, 9 Millionen Menschen leben dort, auch der 66-Jährige. Er war der erste Missionar, den Bischof Dr. Franz Jung auf seiner jüngsten Pastoralreise in Bolivien getroffen hat. Hermes holte die Delegation am Flughafen ab und begleitete sie auf der ganzen Reise. Gemeinsam mit Pfarrer Christian Müssig hat er die Reise in Bolivien organisiert. Die beiden sind die letzten Würzburger Missionare in Bolivien, die noch nicht im Ruhestand sind. Aktuell arbeitet Hermes in der Pfarrei Nuestra Señora de Valle – Unsere liebe Frau in Tal.

Seine Begeisterung für das Land hat der 66-Jährige schon früh entdeckt. „Das erste Mal nach meinem Studium, bevor ich in Würzburg den Pastoralkurs gemacht habe“, erzählt er. Mit dem Pastoralkurs beginnt die zweite Bildungsphase der Priesterausbildung, die auf die Priesterweihe hinführt. Damals war Hermes ein Jahr in Bolivien und hat Spanisch im Priesterseminar in Cochabamba gelernt. „Und dann war ich in einer Pfarrei eingesetzt, um einfach ganz andere, neue pastorale Erfahrungen in einem Pastoralpraktikum zu haben.“ Das habe ihn nachhaltig geprägt.

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Hermes ist in Düsseldorf geboren und in Karlstadt (Landkreis Main-Spessart) und Zell am Main (Landkreis Würzburg) aufgewachsen. Er wurde 1985 zum Priester geweiht und war dann Kaplan in Obernau (Landkreis Aschaffenburg), Amorbach (Landkreis Miltenberg) und Lohr am Main (Landkreis Main-Spessart). Anschließend wurde er Regionaljugendseelsorger für Stadt und Landkreis Würzburg und Domkaplan. 1990 wurde er dann für seinen ersten Missionseinsatz in Bolivien freigestellt. Er war wie viele seiner Kollegen ein „Fidei Donum Priester“, die von Adveniat koordiniert wurden. Gefragt hatte ihn damals Edmundo Abastoflor, damals Bischof von Potosí. Er war zum Promotionsstudium in Würzburg gewesen und kannte Bischof Dr. Paul-Werner Scheele. Bischof Abastoflor habe zu Hermes gesagt: „Das machen wir Bischöfe miteinander aus.“

Sein erster Einsatz führt ihn nach Uyuni. Heute ist der Ort am größten Salzsee der Welt ein Touristen-Hotspot. Vor 34 Jahren war das noch nicht der Fall. Wo heute Touristen Fotos für Instagram machen und Erlebnistouren buchen, ist Hermes früher kreuz und quer mit dem Auto über den See gefahren, um zu seinen Gemeinden zu kommen. Der Salzsee hat eine Fläche von über 10.000 Quadratkilometern. Was noch zu beachten ist: Uyuni liegt auf 3653 Metern über dem Meeresspiegel. Die Luft ist deutlich dünner, und der Körper muss sich erst daran gewöhnen. In dieser Stadt hat Hermes sein erstes Pfarrhaus gebaut. Dort lebten sie zu viert – mit der Würzburger Pastoralreferentin Barbara Sommer, einem jungen Kaplan und einem zweiten Pfarrer. Für die Planungen beobachtete Hermes ein Jahr den Sonnenstand, damit er das Haus so bauen konnte, dass es sich gut selbst aufheizen konnte, denn in Uyuni wird es nachts schnell kalt.

Gemeinsam mit der Delegation ist Hermes zu seinen bisherigen Missionsstationen gefahren. Natürlich auch zu seiner ersten Pfarrei. Er hat sich angeschaut, was sich seitdem verändert hat. Eine Sache, die ihm sofort auffällt: Die Kirche ist nicht mehr aus der Ferne zu sehen, denn sie ist von höheren Gebäuden umgeben. Vor Ort bekommt die Delegation eine Führung von Hermes' Nachfolger, der zeigt, was sich alles verändert hat.

Nach seiner Zeit in Uyuni war Hermes vier Jahre in Deutschland. Zuerst war er Pfarrer in Stockheim, Eußenhausen und Hendungen und ab 1996 auch Militärseelsorger in Mellrichstadt (Landkreis Rhön-Grabfeld). „Es waren wirklich bereichernde Jahre, mal wieder so im fränkischen Heimatland zu sein, um da die pastorale Arbeit zu erleben. Aber es hat mich dann doch wieder gezwickt.“ Er habe Bischof Scheele gebeten, ihn wieder nach Bolivien zu schicken. „Er hat gespürt, dass ich da auch ein Faible für diese missionarische Arbeit in Lateinamerika entwickelt hatte.“ So kam Hermes 1999 zu seiner zweiten Station in Bolivien, in die Pfarrei San Benito in Potosí. Eine Stadt mit 265.000 Einwohnern. Was auf ihn zukommen würde, habe er nicht gewusst. Die Pfarrei liegt außerhalb der kolonialen Stadt. „Fast 100 Jahre hatte die Pfarrei keinen eigenen Pfarrer. Die Pfarrer sind aus der Innenstadt zu den Messen hierhergekommen“, berichtet Hermes. Der damalige Bischof Walter Pérez Villamonte habe gesagt: „Diese Pfarrei braucht einen Pfarrer.“

„Und diese Kirche ist einfach einzigartig. Die hat mich in den Bann gezogen, weil es die einzige Kirche in diesem Stil ist“, sagt Hermes. Sie ist im maurischen Stil errichtet. „Man könnte von außen sagen, das ist wie eine muslimische Moschee.“ Sie sei die einzige Kirche mit neun weißen Kuppeln in Bolivien. Immer wieder habe er Spenden vom Bistum Würzburg und Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat bekommen. „Die größte Restaurierung war die der Gemälde – neun große Bilder, die zwei mal drei Meter groß sind.“ Die Bilder erzählen das Leben des heiligen Benedikt von Nursia. Er ist der Namenspatron der Pfarrei. Laut Hermes ist es die einzige Pfarrei in Bolivien mit diesem Namen.

In seiner Zeit in Potosí hat Hermes nach eigenem Bekunden ein Ereignis besonders geprägt: „Als ich die Bilder zur Restaurierung habe abnehmen lassen, gab es eine Nacht, in der von 21 Bildern die Hälfte geklaut wurde.“ Darunter seien auch Bilder des Kreuzwegs gewesen. Schuld sei erst einmal der Pfarrer gewesen. Die Gläubigen hätten gefragt: „Wer hat Ihnen die Erlaubnis gegeben, diese Bilder runterzunehmen und zu restaurieren?“ „Das war für mich ein schlimmer Schlag im Jahr 2001“, sagt Hermes heute. In Bolivien gibt es Wahrsager, sogenannte Tieris und Curanderos. „Die haben alle gesagt: Bleiben Sie ruhig, die Bilder tauchen wieder auf. Innerhalb von einem Jahr sind die Bilder wieder da.“ Er habe gedacht, man wolle ihn nur beruhigen, doch kurz vor dem ersten Jahrestag tauchten die Bilder wieder auf. Zum Teil eingewickelt, zum Teil in ganz schlechtem Zustand. Gefunden in Potosí und auch in La Paz in einem Antiquitätengeschäft.

Potosí war einer der Höhepunkte der Reise. Die Delegation reiste mit Hermes auch dorthin. Die Freude der Gläubigen war groß. Als er wieder zu Besuch kam und die Messe feierte, flossen sogar einige Tränen. Viele ältere Damen erinnern sich noch sehr gut an den Geistlichen, der zwölf Jahre dort gewirkt hat.

2007 kehrte Hermes erneut nach Deutschland zurück und wurde Spiritual des Würzburger Priesterseminars. Er kümmerte sich um die geistliche Begleitung der Priesterseminaristen und zusätzlich um die der Domchöre. Doch es sei für ihn ein Kulturschock gewesen. Er blieb nicht lange und kehrte 2008 nach Bolivien zurück.

Dann ging es aber ins Tiefland, mit tropischem Klima. Er habe in einem Wallfahrtsort in Santa Cruz de la Sierra gearbeitet. Die Pfarrei hieß „San Luis Gonzaga und San Expedito“. Doch Wallfahrtsseelsorge sei für Hermes nichts gewesen. „Als Missionar bekomme ich die Unterstützung des Bistums Würzburg, da brauche ich nicht noch die Einnahmen des Wallfahrtsortes.“ Dort sollte lieber ein einheimischer Pfarrer arbeiten. Daher wechselte er 2017 in die Pfarrei Nuestra Señora de Valle. Seither ist er in Santa Cruz im Tiefland eingesetzt. Dort bleibt er bis zu seinem Ruhestand. Den wird er auch in Bolivien verbringen, die Pläne sind schon gemacht.

Anna-Lena Ils (Medienhaus des Bistums Würzburg)

(3924/0968; E-Mail voraus)

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