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Kirche setzt auf Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz

Diözese Würzburg erhält als erstes Bistum in Bayern das Zertifikat „audit berufundfamilie“ – Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und Staatssekretär Peter Hintze überreichen Zertifikat bei Festakt in Berlin an Domkapitular Christoph Warmuth

Berlin/Würzburg (POW) Die Diözese Würzburg hat als erstes Bistum in Bayern das Zertifikat „audit berufundfamilie“ erhalten. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kristina Schröder, und der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Peter Hintze, überreichten das Zertifikat zum audit bei einem Festakt am Freitag, 11. Juni, in Berlin an Domkapitular Christoph Warmuth, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Seelsorge der Diözese Würzburg. Staatssekretär Hintze vertrat den Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Rainer Brüderle, der gemeinsam mit Bundesfamilienministerin Schröder die Schirmherrschaft für das audit trägt. Warmuth war mit Dorothea Weitz, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung (MAV), und Personalleiter Thomas Lorey für das Bischöfliche Ordinariat Würzburg nach Berlin gereist.

Insgesamt führten 294 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen in den zurückliegenden zwölf Monaten das audit berufundfamilie oder das audit familiengerechte hochschule der berufundfamilie gGmbH durch und erhielten jetzt das Zertifikat für die kommenden drei Jahre. Zu den Arbeitgebern zählen 134 Unternehmen, 124 Institutionen und 36 Hochschulen. Sie haben rund 360.000 Beschäftigte und 300.000 Studierende. 162 der ausgezeichneten Arbeitgeber durchliefen das audit zum ersten Mal. 132 nahmen das Zertifikat für ihre Re-Auditierung entgegen. Mit den Ausgezeichneten erhöhte sich der Kreis der auditierten Arbeitgeber auf insgesamt 859, darunter 40 Prozent der DAX-Unternehmen. Insgesamt profitieren zurzeit rund 1,3 Millionen Beschäftigte und eine Million Studierende vom audit. „Die Reihe der Zertifikatsträger ist sehr reichhaltig und reicht von einer Metzgerei bis hin zum Verteidigungsministerium. Die Überreichung des Zertifikats war sehr beeindruckend“, sagte Domkapitular Warmuth in Berlin.

Das Zertifikatslogo „audit berufundfamilie“ schmückt in den kommenden Jahren den Eingang des Kilianshauses-Haus der Seelsorge in Würzburg, das Bischöfliche Ordinariat (Marmelsteiner Hof), das Kilianeum-Haus der Jugend, das Sankt Burkardus-Haus und die Geschäftsstelle des Caritasverbands für die Diözese Würzburg. Rund 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche in Würzburg nehmen damit an der dreijährigen Phase der Auditierung teil. Für die Koordination der verschiedenen Maßnahmen wird eigens eine halbe Stelle geschaffen. „Es ist ein Grundanliegen der Diözese Würzburg, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Das Zertifikatslogo ist Zeichen der Entschlossenheit“, betonte Generalvikar Hillenbrand bereits bei der Enthüllung des ersten Logos am Kilianshaus Ende Mai 2010. Die Auditierung könne hierfür weiter sensibilisieren. Initiatoren der Auditierung in der Diözese Würzburg sind die MAV, die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und der Familienbund der Katholiken (FDK).

Nach einer Umfrage von berufundfamilie unter von ihr zertifizierten Arbeitgebern hat eine familienbewusste Personalpolitik in der deutschen Wirtschaft auch in der Finanzkrise Bestand. Vor allem klein- und mittelständische Unternehmen verdankten ihr eine höhere Mitarbeiterproduktivität und Fachkräftebindung. Sie sähen Familienbewusstsein in der Wirtschaftskrise angesichts der demografischen Entwicklung und des bevorstehenden Fach- und Führungskräftemangels vor allem als eine Investition in die betriebliche Zukunft; eine Investition, deren positive betriebswirtschaftliche Effekte die Umsetzungskosten deutlich wettmachen.

„Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz ist nicht nur wichtig für die Beschäftigten, sie zahlt sich auch für den Betrieb aus“, sagte Bundesfamilienministerin Schröder bei der Feier in Berlin. „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die von ihrem Betrieb unterstützt werden, um Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen, kehren früher aus der Elternzeit zurück, fallen seltener aus und arbeiten produktiver. Außerdem sind familienfreundliche Betriebe als Arbeitgeber attraktiver. Eine zukunftsfähige, innovative Wirtschaft ist ohne familienfreundliche Arbeitsbedingungen auf Dauer nicht möglich“, betonte Schröder weiter. „Den Unternehmen entstehen durch eine familienbewusste Personalpolitik handfeste betriebswirtschaftliche Vorteile“, stellte Staatssekretär Hintze fest. „Deshalb verwundert es nicht, dass eine familienbewusste Personalpolitik gerade in der Krise ein wichtiges Thema für die Unternehmen bleibt.“

„Die berufundfamilie hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1998 bundesweit zum führenden Berater der Unternehmen, der öffentlichen Hand und der Hochschulen entwickelt. Ihr Zertifikat ist das zentrale Qualitätssiegel für familienbewusste Personalpolitik in Deutschland“, hob Dr. Michael Endres, Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, hervor. „Das audit führt zu einer höheren Motivation der Mitarbeiter. Das Zertifikat wird in der Öffentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit wahrgenommen und bindet Kunden.“

Nach Angaben von Domkapitular Warmuth wurden in den vergangenen Monaten acht Handlungsfelder festgelegt und Ziele einer familienbewussten Personalpolitik im Bischöflichen Ordinariat Würzburg definiert. In den kommenden drei Jahren sei die Umsetzung der Ziele gefordert. Dann stünden eine Prüfung und die erneute Verleihung des Zertifikats an. Zunächst sollen bestehende Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie bekannt gemacht und vorbildliche Aktionen in einzelnen Abteilungen auf andere Bereiche des Ordinariats übertragen werden. Als Beispiele nannte Warmuth den Vorrang der Mitarbeiter mit schulpflichtigen Kindern bei der Urlaubsplanung sowie Fortbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiterinnen in Elternzeit, um sie fit für den Wiedereinstieg in den Beruf zu machen. „Die Diözese will sich familienfreundlich weiterentwickeln und ihr Personal durch Familienfreundlichkeit binden beziehungsweise attraktiv sein für künftige Mitarbeiter.“

Personalleiter Lorey verwies auf zahlreiche Einzelmaßnahmen der Familienfreundlichkeit, die bereits in Anspruch genommen würden. Künftig sollten sie gebündelt und für alle Mitarbeiter verpflichtend werden. Ausdrücklich wies er neben der Wahrnehmung der Rolle als Eltern auch auf die Pflege von Familienmitgliedern hin. „Wir wollen das Audit als dauerndes Prinzip der Personalführung installieren.“ Als zentrale Verbesserungsvorschläge nannte MAV-Vorsitzende Weitz die Erhöhung des Anteils der Frauen in Führungspositionen sowie die Ermöglichung von Leitungsfunktionen in Teilzeit. Außerdem sollten Väter Beruf und Familie besser verbinden können. Ausdrücklich wies sie auch auf die Pflege von Familienmitgliedern hin.

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung gründete 1998 die berufundfamilie gGmbH, die seitdem alle Aktivitäten der Stiftung im gleichnamigen Themenfeld bündelt. Das Bundesfamilienministerium fördert ihr audit berufundfamilie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft – BDA, BDI, DIHK und ZDH – empfehlen das audit. Die berufundfamilie gGmbH besitzt die europaweiten Markenrechte am audit. Sie entscheidet über die Vergabe der audit-Zertifikate und qualifiziert unabhängige Auditoren. Zertifikate zum audit berufundfamilie wurden erstmals 1999 vergeben. Seit 2002 wird das audit auch Hochschulen unter dem Titel „audit familiengerechte hochschule“ angeboten. Einsetzbar in allen Branchen und Betriebsgrößen, erfasst das audit den Status quo der bereits angebotenen Maßnahmen zur besseren Balance von Beruf und Familie, entwickelt systematisch das betriebsindividuelle Potenzial und sorgt mit verbindlichen Zielvereinbarungen dafür, dass Familienbewusstsein in der Unternehmenskultur verankert wird. Nach erfolgreichem Abschluss dieses Prozesses erhalten die Unternehmen und Institutionen das „Zertifikat zum audit berufundfamilie“. Die praktische Umsetzung wird jährlich von der berufundfamilie gGmbH überprüft. Nach drei Jahren können im Rahmen einer Re-Auditierung weiterführende Ziele vereinbart werden. Nur bei erfolgreicher Re-Auditierung darf das Unternehmen das „Zertifikat zum audit berufundfamilie“ unverändert weiterführen. Seit 2010 bietet berufundfamilie durch ihre Tochtergesellschaft, die berufundfamilie Service GmbH, Unterstützung und Beratung bei der Umsetzung von Maßnahmen und Weiterbildungsangeboten zu fachlichen Themen an.

Informationen zum Audit im Internet unter www.beruf-und-familie.de.